Sinfonische Musik für Akkordeon?
Wie viele musikalische Begriffe ist auch der Ausdruck "sinfonisch" nicht fest umrissen,
sondern läßt mehrere Bedeutungen zu. So könnte "sinfonisch" für das
Instrumentarium (Sinfonieorchester), für die Kompositionstechnik (mehrstimmiger, polyphoner
Satz) oder auch für eine hochstehende, monumentale Ausbildung eines Musikstücks stehen.
Das Wort selbst stammt aus dem Griechischen, wurde ins lateinische übernommen und wanderte
von dort aus über das Italienische in die deutsche und andere Sprachen ein. Die wörtliche
Bedeutung lautet etwa "zusammenklingend", d.h., mehrere Stimmen ergeben im Zusammenklang ein
harmonisches Ganzes. Noch zu Bachs Zeiten bezeichnete eine "Sinfonia" ein nicht allzu langes,
mehrstimmiges Instrumentalstück, oft als Einleitungssatz einer Suite oder Eröffnungsstück
einer Oper, gleichbedeutend mit dem heutigen Ausdruck Ouverture. Noch die ersten, recht knappen
Sinfonien Haydns haben recht wenig mit dem uns heute geläufigen, von der Wiener Klassik
geprägten Begriff der umfangreichen, teilweise nur mit Riesen-Orchestern zu bewältigenden
Sinfonien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gemein.
Im 21. Jahrhundert darf die Sinfonie als musikalische Gattung kaum auf auf eine große Zukunft hoffen,
die Komponisten der Gegenwart meiden mehrheitlich das Genre, das den Ruch von etwas Verstaubtem,
altmodischen angenommen hat. Aber sinfonische Musik in der ursprünglichen Bedeutung
des Wortes kann nie altmodisch werden, und deshalb sollten wir uns nicht scheuen, diesen Begriff
auch auf entsprechend gestaltete Werke für Akkordeon anzuwenden.
Hansjörg Staudacher
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